Nebennierenmüdigkeit – gibt es die?

Sie fühlen sich permanent schlapp, die Leistung lässt nach und die Gefühle sind auch irgendwie durcheinander? Schmerzen sind aber nicht zu verspüren und die letzten Blutwerte waren auch topp? Was ist nur los? Der Grund für Ihre Probleme könnte sich auf Ihren Nieren finden.

Die Nebennieren (lat. Glandulae suprarenales) sind zwei kleine Hormondrüsen, welche wie Mützen auf den oberen Polen unserer Nieren sitzen. Viele Menschen wissen überhaupt nicht, dass sie stolze Besitzer dieser kleinen Wunderwerke sind. Aber was machen die Nebennieren denn nun in unserem Körper?

Funktionen der Nebennieren

Nebennieren produzieren verschiedene Hormone, die für den Körper lebensnotwendige Aufgaben übernehmen. Mineralkortikoide etwa, wirken in der Niere und sind für die Regelung unseres Wasser- und Elektrolytehaushalt wichtig. Ebenso wird in der Nebenniere die Vorstufe für Testosteron gebildet, das DHEA. Cortisol kennen die meisten Menschen als Medikament, zur Behandlung entzündlicher Erkrankungen. Und schließlich gibt es noch die Hormone Adrenalin und Noradrenalin aus dem Nebennierenmark, die zu den Katecholaminen gehören und als Neurotransmittter (Botenstoffe für Nerven) fungieren.

Ohne zu wissenschaftlich zu werden, kann man die Arbeit der Nebennieren etwa so beschreiben: Ohne Stress kein Leben!

Das „Überlebensorgan“

Wenn Sie jetzt ein wenig durcheinander sind, macht das nichts. Wir bringen Licht ins Dunkel. Stress ist eine Überlebensstrategie der Säugetiere, und zu denen gehören wir ja. Müssen wir körperlich arbeiten oder sind wir, wie vor hunderttausenden von Jahren, mit Sack und Pack auf der Wanderung und werden so ganz nebenbei von einem hungrigen Säbelzahntiger beobachtet, so verdanken wir unseren Nebennieren, die Möglichkeit zur Flucht oder zum Kampf.

Die Hormone der Nebennieren können innerhalb weniger Minuten dem Körper zur Verfügung stehen, den Blutdruck in die Höhe treiben, uns wütend machen und voller ungeahnter Muskelkraft der Bestie strotzen. Ohne pathetisch sein zu wollen: Die Nebennieren haben unser Überleben entscheidend mitbeeinflusst. Vor allem das Cortisol hat ein breit aufgestelltes Wirkungsspektrum. Es pumpt das Blut schneller durch den Körper, hemmt Entzündungsreaktionen des Körpers, hemmt die Arbeit des Magen-Darm-Traktes, erhöht den Blutzucker und … und … und …

Das Ganze wird geregelt über einen Kreislauf von Hirn und Nebennieren. Habe ich heute mehr Cortisol verbraucht als gestern, wird das gemessen und für den nächsten Tag, wird mehr in Auftrag gegeben. So passt sich unser Körper den eigenen Bedürfnissen an.

Der moderne „Überlebenskampf“

In unserer heutigen Zeit wird dieser Regelmechanismus aber immer häufiger gestört und damit die Nebenniere geschwächt.

Der Säbelzahntiger ist nicht mehr unsere aktuelle Gefahr. Es ist der emotionale Stress, den viele Menschen nicht mehr regeln können, sei es durch persönliche Belastungen, den stetig größer werdenden Stress bei der Arbeit, in der Schule oder im Studium. Es ist die dauernde Einnahme von notwendigen Medikamenten, die Grunderkrankung wie z. B. der Diabetes mellitus oder die Hashimoto-Thyreoidits (Autoimmunerkrankung der Schilddrüse).

Befund und Diagnose

Mögliche Folgen einer Nebennierenschwäche (Adrenal-Fatigue) können sein:

  • Anhaltende körperliche und psychische Ermüdungserscheinungen
  • Erhöhte Infektanfälligkeit
  • Magen-Darm-Probleme
  • Blutzuckerschwankungen
  • Psychische Veränderung, z. B. Stimmungsschwankungen

Die Nebennierenmüdigkeit muss von der Nebennierenerkrankung Morbus Addison unterschieden und abgeklärt werden. Das Adrenalin-Fatigue-Syndrom kann u. a. über den Speicheltest diagnostiziert werden, da im Speichel die dem Körper aktuell zu Verfügung stehenden Hormone nachgewiesen werden. Die Behandlung erfolgt dann dem Laborergebnis folgend.

Ein Gastbeitrag von Heilpraktikerin und Dozentin Mona Ellinghoven